Wednesday 4 July 2012

Die europäische Kommission - Eine konservative Institution?


Die Idee für meinen ersten Post in diesem Blog kam mir letzten Sonnabend. Nein, ich werde nicht über die Finanzkrise schreiben, sondern über einen Werbespot, mit dem die europäische Kommission Mädchen und junge Frauen dazu anregen wollte, eine Karriere im naturwissenschaftlichen Bereich anzustreben.

Ich stimme zu dass nicht genügend Frauen in den Naturwissenschaften arbeiten. Ich habe auch kein Problem damit, etwas dagegen zu unternehmen. Ich glaube jedoch nicht, dass so eine Barbie-Werbung der beste Weg ist, um dieses Ziel zu erreichen, und das sage ich sowohl als Frau als auch als Politikwissenschaftlerin.

Es ist ja nicht das erste Mal, dass die Kommission fragwürdige Werbekampagnen unternommen hat. Könnt ihr euch noch an die Hommage an Kill Bill erinnern? Institutionen wie die Kommission suchen nicht nur nach mehr Macht gegenüber dem Rat und den Mitgliedsstaaten, sondern sie suchen vor allem nach eine, Zugang zu Europas Bürgern, ein Zugang der ihnen mehr Legitimierung verleihen könnte, und der sie potentiell beliebter werden ließe. In Gramscis Theorie von kultureller Hegemonie, kann man sehr gut sehen wie ein systemischer Kapitalismus es schafft die Gesellschaft zu kontrollieren. Diese Theorie lässt sich leicht auf die derzeitige Finanz- und Schuldenkrise anwenden, was ich aber heute nicht tue. Stattdessen möchte ich diesen Rahmen auf die Kommission anwenden. Gramsci sagt also, dass wir unsere eigenen Interessen verleugnen indem wir die Werte und Interessen der Elite als unsere eigenen ansehen, und dass dies der Hauptgrund dafür ist, dass wir uns nicht gegen das politische System wenden. Wir glauben dass alles was gut für die Eliten ist, auch gut für uns ist. Das Konzept der kulturellen Hegemonie finde ich ziemlich überzeugend, und es ist leicht auf eine ganze Reihe von Beispielen in der gegenwärtigen Gesellschaft anzuwenden.

Wenn man dieses Konzept nun auf die europäische Kommission überträgt, stellt man fest, dass dies Auswirkungen auf die Rolle der Kommission an sich hat. Die Kommission sieht sich selbst als fortschrittliche Institution, die versucht, die Rechte der Frauen zu stärken. Sie hat sogar aus dem nichts eine europäische Frauenlobby aufgebaut, damit die ‚weibliche Sichtweise’ stärker ist Gewicht fällt. Auf der einen Seite haben wir also die Selbstdarstellung der Kommission als progressive Institution, und auf der anderen Seite haben wir dieses Video; ein Video, dass an alle Klischees appelliert, die einem einfallen: Lippenstift, Sonnenbrillen, Mode und pink... Als gäbe es keine Andere Möglichkeit die Aufmerksamkeit junger Frauen zu erlangen, als an deren Konsuminstinkt zu appellieren, auf genau die gleiche Weise, wie die Werbung auf Instinkte setzt, um ein Produkt zu verkaufen. Da haben wir’s also: die Kommission wirbt zwar aber fördert nicht, sie geht auf Instinkte ein ohne zu inspirieren. Indem sie annimmt, dass dies jungen Frauen gefallen könnte, untergräbt die europäische Kommission ihr selbstgesetztes Ziel. Die Art, auf die man seine Ideale vermarktet, ist genauso wichtig wie die Ideale selbst, und deswegen hat sich die Kommission in einem Widerspruch zwischen Mittel und Zweck verfangen. Ich glaube nicht, dass der Zweck die Mittel heiligt, und genau deswegen hat die Kommission ein Problem! Wenn die Kommission die Art von Werten und Idealen fördert, ist sie eine Institution genau wie sie Gramsci beschreibt, eine Institution die versucht kulturelle Hegemonie aufzubauen, statt eine Alternative vorzuzeigen. Die Kommission hat mich nicht überzeugt, dass „Wissenschaft für Mädchen ist“ (engl. Science, it’s a girl thing), und wenn Typen in Anzügen denken, dass das Einzige das Mädchen anlockt eine Barbie-Werbung ist, dann sollten sie sich das hier anschauen, und sich bei diesem Mädchen ein Beispiel nehmen.


Alexandra Athanasopoulou

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