Sinn und Zweck
dieser Postreihe ist es, einige der Mythen zu entlarven, mit denen wir von
Medien und Regierungen gefüttert wurden. Der erste Mythos ist die Idee, dass
die Krise unerwartet kam und die Welt überrascht hat. Wir unterscheiden hier
nicht zwischen Euro- und Finanzkrise, die, wie wir im nächsten Post erklären
werden, ein und dasselbe sind. Der Überraschunsmythos dient dem Zweck, jegliche
jegliche Verantwortung von Politikern und Bänkern wezuschieben – niemand trägt
wirklich Schuld, die Krise passierte eben, einfach so, und niemand hätte sie
vorraussagen können. Ja, klar.
Bevor wir uns
den spezifischen Gegebenheiten der momentaten Krise zuwenden, müssen wir uns
zunächst mit der Sache beschäftigen, die die Krise ausgelöst hat: dem Geld.
Krisen dieser Art sind im kapitalistischen, monetären System endemisch und
unausweichlich. Geld wird von Zentralbanken geschaffen, welche in unserem Fall
die EZB ist. Staaten gehen also zur Zentralbank und geben ihr ein Stück Papier
das Staatsanleihe genannt wird. Wenn ein Staat, sagen wir mal €1 Milliarde haben
will, muss er im Gegenzug der Zentralbank Staatsanleihen im Wert von €1
Milliarde geben. Der Staat hinterlegt danach die Milliarde bei einer privaten
Bank, wodurch das Geld für die Öffentlichkeit zugänglich wird. Wenn ein Staat
von der Zentralbank für Staatsanleihen Geld erhält, verspricht dieser Staat
gleichzeitig dieses Geld zurückzuzahlen – mit anderen Worten, alles Geld sind
Schulden. Die Staaten müssen aber das Geld nicht nur zurückbezahlen, sondern
zusätzlich noch Zinsen zahlen – deshalb ist die existierende Geldmenge immer
kleiner als die Schulden die zurückgezahlt werden müssen. Die Staaten müssen
deshalb bei der Zentralbank stehts neue Schulden machen um ihre Zinszahlungen
zu bedienen, was die bestehende Geldmenge ständig erhöht. Dies wird gemeinhin
als Inflation bezeichnet: die Erhöhung der Geldmenge führt zu einer
Geldentwertung. Alles in allem ist also die bestehende Geldmenge immer kleiner
als der Schuldenstand, und durch die Zinsesdynamik entsteht auf diesem Weg
sowohl eine exponentielle Erhöhung der Geldmenge als auch der Schulden. Pleiten sind somit unvermeidbar. Bei der Finanzkrise ging es um ‚toxische‘ Kredite die
von einer Bank zur Nächsten verkauft wurde, was zu einem systemischen Problem
geführt hat – als die Hausbesitzer ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten,
gingen einige Banken pleite, während Anderen durch nationale Hilfsprojekte
geholfen wurde. In der Eurokrise können ganze Staaten ihre Kredite nicht mehr
bedienen, was potentiell zu der gleichen Entwicklung führt. Dies alles ist
wohlbekannt, und wurde von einer ganzen Reihe von Wirtschaftswissenschaftlern
vorhergesagt (z.B. Bernd Senf, Heiner Flassbeck, die Dokumentation Maxed Out,
oder auch Andere wie Dean Baker, Fred Harrison, Kurt Richebächer... Die Liste ist
sehr lang).
Eurozone: Absoluter Schuldenstand in Millionen Euro |
Neulich stieß
ich auf einen Artikel von Gernot Köhler mit dem Titel ‚Globaler Keynesianismus und darüber hinaus' aus dem Jahr 1999. In dem Artikel gibt es einen Abschnitt
zum Thema der Kontrolle des globalen Finanzkapitals, wo Köhler die Einführung „des
viel diskutierten Vorschlags“ einer „Steuer auf internationale Kapitaltransaktionen“
fordert. Genau dieser Vorschlag wird zur Zeit diskutiert, aber es ist nicht zu
verleugnen dass ein unkontrolliertes Bankensystem extrem gefährlich ist. Umso
tragischer ist, dass dieses System zehntausenden Südeuropäern Arbeitslosigkeit
und Armut gebracht hat.
Das Geldsystem
ist die systemische Wurzel der Krise, und die Einführung einer
Finanztransaktionssteuer ist ein wichtiger Schritt hin zur Kontrolle der ‚Finanzindustrie‘.
Jeder wusste, dass unser System Krisen unausweichlich macht, und deswegen ist
die Idee dass die Krise überraschend kam ein Mythos.
Harald Köpping
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