Thursday, 26 July 2012

Eine Geschichte von zwei Krisen - Mythen der Krise Teil II


Während die Nachrichten sich häufen, dass Griechenlands Staatsbankrott nicht mehr abzuwenden ist, und während der Wert des Euros mal wieder ein neues Zweijahrestief erreicht, müssen wir uns besinnen, und an die guten, alten Zeiten denken, vor der Eurokrise, als man sich in Großbritannien mit €10 noch fast £10 kaufen konnte, und als der Euro noch als neue Leitwährung gehandelt wurde. Das war unfähr zum Jahreswechsel 2008/09, und Europa war zwar tief in die Rezession gerutscht, handelte aber entschieden, und stellte 2009 den Banken ein Beihilfevolumen von insgesamt €3,63 Billionen zur Verfügung. Kurz darauf begann es in Griechenland zu brennen. Es wurde ein Mythos verbreitet, dass die Eurokrise und die Finanzkrise zwei unterschiedliche Krisen sind, die miteinander nichts zu tun haben, und das abermals zu dem Zweck, die Banken und das Wirtschaftssystem selbst von jeglicher Schuld zu befreien. Wenn man angibt, die desolate Lage der südeuropäischen Staatshaushälter ist allein Korruption und Trickserei verschuldet, sind die Banken aus dem Schneider, und Kern-Europa kann sich weiter auf Exporteinnahmen verlassen – zumindest eine Weile.

Staatsverschuldung Griechenland
Empirisch sieht das ganz anders aus. Während sich die Staatsverschuldung Griechenlands von 2002 bis 2008 konstant bei etwa 100% des Bruttoinlandsprodukts hielt, schnellte sie seitdem auf 170%. Griechenland hatte bis 2007 Wachstum von 3,5-4,0%, und erst mit der von der Finanzkrise ausgelösten und bis heute andauernden Rezession schossen die Schulden nach oben; oberdrein musste Griechenland selbst seine Banken mit Milliarden unterstützen. Der zweite Kandidat für den EU-Rettungsschirm war bekanntlich Irland, das Land mit dem größten Wachstum der EU, dem Paradebeispiel für einen Aufschwung dank europäischer Integration. Besonders dort war die desaströse Haushaltslage und die tiefe Rezession der Verstaatlichung irischer Banken verschuldet, für deren dekadenten Praktiken der irische Staat schließlich haften musste. Spanien bildet hier natürlich keine Ausnahme, dessen Bankensektor sich von der Finanzkrise noch immer nicht erholt hat, wie unlängst durch das EU/IMF-Rettungspaket für die spanischen Banken zu sehen war. Es besteht kein Zweifel am unmittelbaren Zusammenhang zwischen Eurokrise und Finanzkrise, dennoch wird so getan, als wären die wahren Übertäter nicht die Banken, sondern die faulen Südeuropäer die früh bis um elf schlafen während der deutsche Steuerzahler für Europa schuftet. Leider geht diese oberflächliche Analyse weit an der Realität vorbei.

Die Krise, die in Europa und der Welt herumspukt, ist nichts Anderes als eine systemische Krise des Kapitalismus und seiner Institutionen. Wie im letzten Post beschrieben, ist selbst das Fundament unserer wirtschaftlichen Strukturen ewiglich krisenanfällig, und wir dürfen nicht mehr länger so tun als wären die Griechen oder die Deutschen Schuld an aller Misere. Großbritannien weigert sich eine Finanztransaktionssteuer einzuführen unter das Annahme, dass der Finanzsektor wenig mit der weltweiten Schuldenkrise zu tun hat. Das Erkennen des Zusammenhanges zwischen Euro- und Finanzkrise würde letztendlich also auch dazu beitragen, ein zügelloses Bankensystem zu bändigen – die Regulierung der Banken ist ein Eckstein zur Bekämpfung der Krise, für die bisher hauptsächlich jene Opfer bringen mussten die daran unschuldig sind. Theorien als Mythen zu entlarven die dazu beitragen Zusammenhänge zu verklären und zu vernebeln ist eine wichtige Aufgabe der Bloggergemeinschaft, wenn sie dazu beitragen will, weiteren Schaden abzuwenden.

Harald Köpping

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1 comment:

  1. Bis zur Finanzkrise hatten alle Länder, die heute Probleme haben, relativ hohe Wachstumsraten. Spanien wegen der Immobilienblase, die aber eine hausgemachte Blase war! In ganz Südeuropa gab es massenhaft Kredite, die leider weitgehend verpulvert wurden!

    Die Probleme sind zum größten Teil hausgemacht, dann schwappte eine externe Krise herein (Lehman) und das Boot fing an unter zu gehen.

    Selbstverständlich muss man die Banken an die Leine legen und dürfen Banken vor allem eine bestimmte Größe nicht überschreiten!

    Der ganze südeuropäische Raum hat ein Problem mit seiner Wettbewerbsfähigkeit, die sich kontinuierlich verschlechtert, da die deutschen Exporte stark sind! Deswegen wäre es besser, sie hätten eine eigene Währung.

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