Die Idee für
meinen ersten Post in diesem Blog kam mir letzten Sonnabend. Nein, ich werde
nicht über die Finanzkrise schreiben, sondern über einen Werbespot, mit dem die
europäische Kommission Mädchen und junge Frauen dazu anregen wollte, eine
Karriere im naturwissenschaftlichen Bereich anzustreben.
Ich stimme zu
dass nicht genügend Frauen in den Naturwissenschaften arbeiten. Ich habe auch
kein Problem damit, etwas dagegen zu unternehmen. Ich glaube jedoch nicht, dass
so eine Barbie-Werbung der beste Weg ist, um dieses Ziel zu erreichen, und das
sage ich sowohl als Frau als auch als Politikwissenschaftlerin.
Es ist ja nicht
das erste Mal, dass die Kommission fragwürdige Werbekampagnen unternommen hat.
Könnt ihr euch noch an die Hommage an Kill Bill erinnern? Institutionen wie die
Kommission suchen nicht nur nach mehr Macht gegenüber dem Rat und den
Mitgliedsstaaten, sondern sie suchen vor allem nach eine, Zugang zu Europas
Bürgern, ein Zugang der ihnen mehr Legitimierung verleihen könnte, und der sie
potentiell beliebter werden ließe. In Gramscis Theorie von kultureller
Hegemonie, kann man sehr gut sehen wie ein systemischer Kapitalismus es schafft
die Gesellschaft zu kontrollieren. Diese Theorie lässt sich leicht auf die
derzeitige Finanz- und Schuldenkrise anwenden, was ich aber heute nicht tue.
Stattdessen möchte ich diesen Rahmen auf die Kommission anwenden. Gramsci sagt
also, dass wir unsere eigenen Interessen verleugnen indem wir die Werte und
Interessen der Elite als unsere eigenen ansehen, und dass dies der Hauptgrund
dafür ist, dass wir uns nicht gegen das politische System wenden. Wir glauben
dass alles was gut für die Eliten ist, auch gut für uns ist. Das Konzept der
kulturellen Hegemonie finde ich ziemlich überzeugend, und es ist leicht auf
eine ganze Reihe von Beispielen in der gegenwärtigen Gesellschaft anzuwenden.
Wenn man dieses
Konzept nun auf die europäische Kommission überträgt, stellt man fest, dass
dies Auswirkungen auf die Rolle der Kommission an sich hat. Die Kommission
sieht sich selbst als fortschrittliche Institution, die versucht, die Rechte
der Frauen zu stärken. Sie hat sogar aus dem nichts eine europäische
Frauenlobby aufgebaut, damit die ‚weibliche Sichtweise’ stärker ist Gewicht
fällt. Auf der einen Seite haben wir also die Selbstdarstellung der Kommission
als progressive Institution, und auf der anderen Seite haben wir dieses Video;
ein Video, dass an alle Klischees appelliert, die einem einfallen: Lippenstift,
Sonnenbrillen, Mode und pink... Als gäbe es keine Andere Möglichkeit die
Aufmerksamkeit junger Frauen zu erlangen, als an deren Konsuminstinkt zu
appellieren, auf genau die gleiche Weise, wie die Werbung auf Instinkte setzt,
um ein Produkt zu verkaufen. Da haben wir’s also: die Kommission wirbt zwar
aber fördert nicht, sie geht auf Instinkte ein ohne zu inspirieren. Indem sie
annimmt, dass dies jungen Frauen gefallen könnte, untergräbt die europäische
Kommission ihr selbstgesetztes Ziel. Die Art, auf die man seine Ideale
vermarktet, ist genauso wichtig wie die Ideale selbst, und deswegen hat sich
die Kommission in einem Widerspruch zwischen Mittel und Zweck verfangen. Ich
glaube nicht, dass der Zweck die Mittel heiligt, und genau deswegen hat die
Kommission ein Problem! Wenn die Kommission die Art von Werten und Idealen
fördert, ist sie eine Institution genau wie sie Gramsci beschreibt, eine
Institution die versucht kulturelle Hegemonie aufzubauen, statt eine
Alternative vorzuzeigen. Die Kommission hat mich nicht überzeugt, dass „Wissenschaft
für Mädchen ist“ (engl. Science, it’s a
girl thing), und wenn Typen in Anzügen denken, dass das Einzige das Mädchen
anlockt eine Barbie-Werbung ist, dann sollten sie sich das hier anschauen, und
sich bei diesem Mädchen ein Beispiel nehmen.
Alexandra Athanasopoulou
Alexandra Athanasopoulou
No comments:
Post a Comment