Zwischen 1932
und 1934 kamen die Präsidenten und Premierminister der Welt in Genf zur
wichtigsten Konferenz aller Zeiten zusammen: die Abrüstungskonferenz. Der
amerikanische Präsident Roosevelt drückte die Ziele der Konferenz so aus: „Wenn
alle Nationen zustimmen, sämtliche Waffen die für einen erfolgreichen Angriff
eingesetzt werden könnten weder zu benutzen noch zu besitzen, werden
Verteidigungsanlagen automatisch undurchdringlich; die Grenzen und die
Unabhängigkeit aller Länder werden dadurch gewährleistet.“ Nach harten
Verhandlungen, und nachdem Hitler durch Julius Leber getötet wurde, wurde die
Konferenz ein monumentaler Erfolg: man entschied mich, offensive Waffen zu
verbieten! Robert Oppenheimer entschied sich spontan die Sache mit der
Nuklearforschung aufzugeben, und widmete sich stattdessen
Wasserstoffbrennstoffzellen, und die neue deutsche Regierung war so euphorisch,
dass sie es schaffte, Frankreich davon zu überzeugen gemeinsam einen
europäischen Bundesstaat zu gründen.
Staatschefs versammeln sich zur Abrüstungskonferenz |
So ist die
Geschichte natürlich nicht verlaufen, aber man stelle sich nur eine Welt ohne
Waffen vor – ein Krieg wäre unmöglich, und einen großen Teil menschlichen Leids
würde es nie geben. Ein allgemeines Verbot des internationalen Waffenhandels
wäre ein erster Schritt hin zu diesem Ziel.
Nun aber in
die Wirklichkeit zurück: 2011 wurden 2,2 Billionen US-Dollar für
Militärausgaben verwendet. Die Militärbudgets Großbritanniens, Frankreichs und
Deutschlands zählten zu den 10 größten der Welt, und insgesamt gaben die
Mitgliedsstaaten der EU $281 Milliarden für ihre Armeen aus, was immerhin 1,5%
des EU-Bruttosozialproduktes ausmacht. Zum Vergleich, es wurden immerhin 5% für
Bildung ausgegeben.
Noch
schockierenden ist jedoch, dass das krisengeplagte Griechenland das
neunzehnt-größte Militärbudget der Welt besitzt, das nur geringfügig kleiner
ist als das Spanische oder das Israelische. Griechenland gibt 4,3% seines
Bruttosozialprodukts für sein Militär aus, und nur 4,1% für Bildung.
Proportional gesehen hat kein anderes Land der EU so hohe Militärausgaben, und
selbst global haben nur eine Handvoll Staaten ein höheres Budget. Ich
weiß nicht was die größere Bedrohung sein soll, ob eine Invasion der mächtigen
Nachbarn im Norden (Albanien, Mazedonien und Bulgarien), oder eine Besatzung
durch den NATO-Verbündeten Türkei. Während Europa der griechischen Bevölkerung
absurde Austeritätsmaßnahmen aufzwingt, die Arbeitslosigkeit und Armut in
ungekannte Höhen getrieben haben, hat Deutschland im Jahr 2010 Waffen im Wert
von €403 Millionen nach Griechenland exportiert, und die Griechen kaufen weiter
Leopardpanzer und U-Boote von deutschen Waffenherstellern (okay, manchmal
funktionieren sie nicht so ganz). Motive der ‚Solidarität‘ die beim
‚Rettungspaket‘ für Griechenland angeblich eine Rolle gespielt haben sollen,
werden durch diese lächerliche Politik vollkommen bloßgestellt, und verlieren
sämtliche Glaubwürdigkeit. Es ist verrückt zu glauben, dass heutzutage ein EU-Mitgliedsstaat einer ernsthaften militärischen Bedrohung ausgesetzt ist, und die
griechische Politik die Renten zu kürzen aber gleichzeitig Waffen zu kaufen grenzt an Kriminalität.
Die Rolle der
EU im internationalen Waffenhandel ist nicht weniger skandalös. Ob in
Afghanistan, im Irak oder in Libyen – der Westen führt Krieg gegen Länder,
denen er vor zehn Jahren noch fleißig Waffen verkauft hat. Zwischen 2005 und
2009 vervierfachten sich europäische Waffenexporte nach Libyen, und es wurden
unter anderem Kampfflugzeuge und Tränengas ausgeführt. Die Flugzeuge mit denen
Gadhafi sein eigenes Volk bombardiert hat, wurden in Frankreich und Russland
hergestellt. Zur gleichen Zeit werden Bürgerkriege im Sudan und im Kongo mit
Waffen geführt, die im Westen produziert wurden, was weiteren Druck auf die
moralische Glaubwürdigkeit der westlichen Regierungen ausübt. Europa feiert die
gemeinsame Entwicklung des Eurofighers als Beispiel gelungener Integration – was
könnte zynischer sein?
Ich verstehe
nicht, warum sich Staaten nicht einfach darauf einigen können, keine Waffen
mehr zu verkaufen, aber es scheint so, als würde der Profit den die
Waffenindustrie erringt wichtiger sein, als die moralischen Probleme die daraus
resultieren. Die Akkumulation des Kapitals ist in unserem politischen System wichtiger
als die Vorbeugung des Krieges. Viele sind sich dieser Situation überhaupt
nicht bewusst, und ich denke dass Aufklärung essentiell dazu beiträgt, dass
dieses System hinterfragt wird, und dass Politiker gewählt werden, die sich
nicht am schmutzigsten Geschäft der Welt beteiligen wollen: dem internationalen
Waffenhandel.
Harald Köpping
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